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Bakterien im Trinkwasser: Welche Keime können unser Wasser verunreinigen?

Das Trinkwasser in vielen europäischen Regionen zeichnet sich durch hohe Qualität aus und unterliegt regelmäßigen Kontrollen. Dennoch kommt es vor, dass sich Bakterien, Viren oder Keime im Wasser befinden. In den meisten Fällen liegt dies nicht an der Qualität des Wassers, das von den Wasserversorgern in das System eingespeist wird, sondern an kontaminierten Leitungen. Es gibt zahlreiche Bakterien- und Keimarten, die im Wasser vorkommen können, genauso wie es viele Methoden gibt, um deren Vermehrung zu verhindern.

Bakterien im Trinkwasser: Wasser muss nicht keimfrei sein

In der deutschen Trinkwasserverordnung (TrinkwV) ist geregelt, dass unabhängig von der Keimart die Anzahl pro Milliliter 100 KbE (Koloniebildende-Einheiten) nicht überschritten werden darf. Somit muss unser Leitungswasser nicht komplett keimfrei sein.

Messergebnisse unter diesem Grenzwert stellen kein gesundheitliches Risiko für den Menschen dar. Werden diese Grenzwerte überschritten, sind Bakterien und Keime im Trinkwasser jedoch ein Problem. Daher ist Wasserhygiene sowohl in Privathaushalten als auch in öffentlichen Einrichtungen von großer Bedeutung. Besonders in Gesundheitseinrichtungen wie Krankenhäusern sind besondere Maßnahmen erforderlich. Denn Menschen mit einem geschwächten Immunsystem haben ein höheres Risiko, durch kontaminiertes Wasser zu erkranken.

Begünstigt Biofilm Keime im Trinkwasser?

Ja, durch Biofilmbildung wird die Vermehrung von Keimen und Bakterien begünstigt, da sie ideale Bedingungen für das Wachstum der Erreger bieten. Man unterscheidet zwischen pathogenen Keimen, die im Wasser überleben können, und Keimen, die im Wasser leben und sich dort vermehren – als singuläre Zellen oder in Biofilmen.

Daher sollten Biofilme regelmäßig von Expertinnen und  Experten aus Leitungen und Rohren entfernt werden.

Legionellen

Bakterien und Keime im Trinkwasser: Eine Übersicht

Eine Vielzahl von Bakterien und Viren sind in der Lage, zumindest für eine gewisse Zeit im Wasser zu überleben. Das Trinken von kontaminiertem Trinkwasser kann bei Menschen entsprechende Infektionen auslösen. Manche Erreger werden auch über die Haut, über Wunden oder Körperöffnungen aufgenommen.

Legionellen im Trinkwasser

Von den Bakterien, die im Wasser leben, sind Legionellen wohl die bekanntesten. Legionellen sind als humanpathogen (potenziell für den Menschen gefährlich) anzusehen. Zurzeit kennt man mehr als 48 Arten. Davon ist die für den Menschen gefährlichste Art die Legionella pneumophila. Sie ist für etwa 90 Prozent aller Infektionen verantwortlich, vor allem für die Legionärskrankheit.

Legionellen vermehren sich intrazellulär in Amöben und anderen Einzellern, die in Wasserleitungen Biofilme bilden. Ihre Vermehrung wird entscheidend durch die Wassertemperatur beeinflusst. Ideale Bedingungen finden die Bakterien bei einer Wassertemperatur zwischen 25-55 Grad Celsius. Das heißt, besonders ältere, selten benutzte Warmwasserleitungen stellen ein Risiko dar.

Man unterscheidet im Lebenszyklus der Legionellen-Bakterien zwischen zwei Phasen:

  • In der replikativen Phase sind die Bakterien unbeweglich und besitzen nur eine geringe Toxizität. 
  • In der zweiten Phase sind sie dicker und kürzer und haben Geißeln gebildet. In dieser Phase sind sie besonders pathogen und somit für den Menschen gefährlich. Die Infektion erfolgt durch Inhalation von Legionellen-haltigen Aerosolen und anschließender Vermehrung der Bakterien in der Lunge.

Pseudomonaden im Trinkwasser

Glas mit Trinkwasser

Pseudomonaden, wie Pseudomonas aeruginosa, sind so genannte Nasskeime, die im feuchten Milieu zu finden sind – in der Natur in Böden oder an Uferbereichen. Auch in Gartenschläuchen oder Wasserleitungen können sie leben.

Die stäbchenförmigen, aeroben Bakterien der Gattung Pseudomonas aeruginosa sind verantwortlich für viele menschliche Infektionen und gelten inzwischen als die häufigsten Krankenhauskeime. Sie können für den Menschen gefährlich sein, da sie zum einen viele unterschiedliche Erkrankungen, wie zum Beispiel Lungenentzündungen, Harnwegsinfekte, akut-entzündliche Darmerkrankungen, Hirnhautentzündung und Entzündungen des Gehörgangs auslösen. Zudem sind sie gegen viele der gängigen Antibiotika resistent.

Stagnationswasser bietet die idealen Lebensbedingungen für Pseodomonaden. Hier bildet sich leicht Biofilm, der eine gute Nahrungsquelle ist, Schutz für Mikroorganismen bietet und ihre Vermehrung fördert.

Coliforme Keime im Trinkwasser

Es kommt vor, dass im Trinkwasser coliforme Keime wie zum Beispiel E. coli (Escherichia coli) zu finden sind. Das Bakterium kann allerdings im Gegensatz zu Wasserkeimen wie Legionellen und Pseudonmaden im Wasser nur einige Tage überleben.

Werden E coli Bakterien im Wasser nachgewiesen, deutet das auf eine akute oder zumindest kurz zurückliegende Verschmutzung mit Fäkalien hin. Trinkt man eine größere Menge mit coliformen Keimen verunreinigtes Wasser, kann es zu Durchfallerkrankungen kommen.

Der Grenzwert für E. coli im Trinkwasser liegt bei 0.

Enterokokken im Trinkwasser

Enterokokken sind Milchsäurebakterien, die im menschlichen und tierischen Darm vorkommen und dort die Verdauungsprozesse unterstützen. Aufgrund ihrer fermentierenden Eigenschaften werden sie einigen Lebensmitteln, beispielweise Käse oder Rohwürsten, zugefügt. Anders als coliforme Keime können Enterokokken, die zur Gruppe der Fäkalstreptokokken gehören, außerhalb des Darms bis zu einigen Wochen überleben. Bei einer gemessenen Verunreinigung ist es daher schwierig, genau den Zeitpunkt der Verunreinigung zu bestimmen. Bisher sind rund 25 Enterokokken-Arten bekannt. Die häufigsten Verursacher von Infektionen sind Enterococcus faecalis und Enterococcus faecium. Typische Enterokokken-bedingte Erkrankungen sind Harnwegsinfektionen, Entzündung des Herzens (Endokarditis), Wundinfektionen oder Unterleibsabszesse.

💡 Es gibt weitere pathogene Keime, die im Wasser überleben. Das sind unter anderem Salmonellen, Enterobacter sowie Cholera-Bakterien, aber auch bekannte Viren, wie Noroviren oder Rotaviren, die bei Menschen gastrointestinale Erkrankungen auslösen. Alle können durch Trinkwasser aufgenommen werden. Des Weiteren besteht das Risiko, sich über das Trinkwasser mit Hepatitis A und E Viren zu infizieren.

Keime im Trinkwasser: Was tun? Unsere Empfehlungen

  • Das Wasser fließen lassen. Bakterien lieben Stagnationswasser, daher ist es wichtig darauf zu achten, dass das Wasser nicht lange in der Leitung steht.
  • Perlatoren regelmäßig reinigen oder tauschen. Das Sieb am Wasserhahn nennt sich Strahlregler oder Perlator und ist eine Oberfläche, an der sich Keime bilden.
  • Das Wasser testen lassen. Bakterien können lange unbemerkt bleiben. Wer schnell und zuverlässig die Trinkwasserqualität überprüfen möchte, sollte sein Trinkwasser testen lassen.
  • Einen Filter nutzen. Sterilwasserfilter können direkt an Hahn oder Dusche angebracht werden und bieten einen sofortigen, sicheren Schutz vor Wasserkeimen.